Gabriele Bobka

Interviewreihe „Medienwandel in der Immobilienwirtschaft“: 5 Fragen an Gabriele Bobka

Gewerbe-Quadrat: Frau Bobka, Sie sind seit gut 15 Jahren journalistisch tĂ€tig, seit 2006 als freie Wirtschaftsjournalistin. Ihre thematischen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Immobilienwirtschaft und Gesundheits- und Sozialwesen. Als Chefredakteurin betreuen Sie die Fachzeitschrift „Der Immobilienbewerter“. Was fasziniert Sie an Ihrem Beruf und der Immobilienbranche?

Gabriele Bobka: In kaum einem anderen Beruf stehen VerĂ€nderungen und Vielseitigkeit so stark im Zentrum der TĂ€tigkeit. Unsere globalisierte Welt prĂ€sentiert sich 365 Tage lang rund um die Uhr in all ihren Facetten mit einer schier unendlichen Flut an Daten, Bildern und Informationen. Die Lage der Epizentren spielt nur noch bedingt eine Rolle, da die Auswirkungen mit zunehmender Entfernung nicht unbedingt abflachen. Die KomplexitĂ€t der RealitĂ€t wird heute in einem Ausmaß nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar, das viele Menschen in hohem Maße verunsichert.

Ich verstehe meine Aufgabe als Journalistin darin, KomplexitĂ€t zu reduzieren, Fakten aufzubereiten, HintergrĂŒnde zu beleuchten, ZusammenhĂ€nge herzustellen und den Lesern dadurch die Möglichkeit zu verschaffen, ihre eigene Position zu finden. Die Immobilienwirtschaft, die im vergangenen Jahrzehnt eine immer stĂ€rkere Fusion mit der Finanzwirtschaft eingegangen ist, vereint volkswirtschaftliche, ökonomische, ökologische, soziologische, psychologische, kulturelle, medizinische und ethische Aspekte in einer Ă€ußerst spannenden Vielfalt.

Gewerbe-Quadrat: Sie sind außerdem als freie Redakteurin fĂŒr die Fachzeitschrift „Immobilienwirtschaft“ und die Online-Nachrichtenagentur „Thomas Daily“ tĂ€tig. Welche Aufgaben haben Medien in der Immobilienwirtschaft? Welche Pflichten hat die Immobilienjournalistin bzw. der Immobilienjournalist?

Gabriele Bobka: Medien kommt in erster Linie eine Vermittlerrolle zu. Es gilt die Informationsarmut innerhalb der Datenflut zu beseitigen, Daten zu Menschen unterstĂŒtzende Informationen zu „veredeln“, Orientierung zu bieten und Trends, Potenziale und Risiken aufzuzeigen. Oberste Pflicht jedes Journalisten ist eine grĂŒndliche Recherche, die sorgfĂ€ltige PrĂŒfung der Quellen, eine ausgewogene, unabhĂ€ngige Berichterstattung und die permanente fachliche Weiterbildung in den gewĂ€hlten Schwerpunktbereichen. Da umfassende ObjektivitĂ€t nicht möglich ist, gilt es, möglichst ausgewogen alle Seiten zu Wort kommen zu lassen, Pro und Contra aufzuzeigen und klar zwischen Nachrichten und MeinungsĂ€ußerungen zu trennen.

Gewerbe-Quadrat: Konnten Sie ĂŒber die vergangenen Jahre einen Medienwandel in der Immobilienwirtschaft feststellen? Hat sich das Berufsbild der Immobilienjournalistin verĂ€ndert?

Gabriele Bobka: Die Vielfalt der Medien und ihrer KanÀle, der Zugang zu strukturierten und unstrukturierten Daten, die Bildung formeller und informeller Informationswege, der Zwang zur Wirtschaftlichkeit und die Rolle der Leser als aktiv agierenden Community haben deutlich zugenommen. Diese Entwicklung bietet Chancen und Risiken, die sich auch auf die berufliche TÀtigkeit von Journalisten auswirken.

 

Die Trennung zwischen Print, Hörfunk, Fernsehen und sozialen Netzwerken verwischt zunehmend.

 

Journalisten mĂŒssen daher neben dem Verfassen von Texten auch fit sein im Storytelling fĂŒr OnlinekanĂ€le, im Produzieren aussagekrĂ€ftiger Fotos und VideobeitrĂ€gen, in Grafik,- Bildbearbeitungs- und Redaktionsprogrammen, reisefreudig sein, ĂŒber gute Fremdsprachenkenntnisse verfĂŒgen und Sprache. Kultur und Kommunikation der sozialen Netzwerke beherrschen. Dies setzt eine hohe Bereitschaft zum Lifelong Learning voraus. Risiken ergeben sich durch den steigenden Zwang der Medien, ökonomisch zu agieren, aber auch durch die schwindende Neigung der Nutzer, sich umfassend und fundiert zu informieren und die Dienstleistung von Journalisten auch monetĂ€r zu honorieren.

Gewerbe-Quadrat: Sie sind zudem Autorin und Herausgeberin diverser FachbĂŒcher. Wie sehen Sie allgemein die Zukunft von Printmedien in der Immobilienwirtschaft?

Gabriele Bobka: Printmedien werden weiterhin ihre Berechtigung und ihre Nutzer haben. Allerdings gehe ich davon aus, dass sich die Konsolidierung auf dem Markt fortsetzen wird. MedienhÀuser werden ihre Multi-Channel-Angebote ausbauen. Sofern sich damit echte Zusatzangebote verbinden, die von den Nutzern nicht als selbstverstÀndliche Incentives gefordert werden, bieten sich hier durchaus Chancen. Die Entwicklung der Medien korreliert zudem eng mit dem Wert, den die Gesellschaft der UnabhÀngigkeit, ObjektivitÀt und QualitÀt der journalistischen Berichterstattung beimisst.

Gewerbe-Quadrat: Welche 3 Trends werden Ihrer Meinung nach den grĂ¶ĂŸten Einfluss auf die Immobilienwirtschaft ausĂŒben? Wie beurteilen Sie dabei die InnovationsfĂ€higkeit des Immobilien-Journalismus?

Gabriele Bobka: Die aktuell grĂ¶ĂŸte Herausforderung fĂŒr die Immobilienwirtschaft ist die Aufnahme, Finanzierung und Integration der aus den Kriegsgebieten flĂŒchtenden Menschen. LĂ€sst sich diese nicht im Rahmen einer gemeinsamen europĂ€ischen Lösung bewĂ€ltigen, steht das Konstrukt Europa, das schon durch die Finanz- und Eurokrise stark gelitten hat, auf Ă€ußerst zerbrechlichem Fundament. Erweist es sich als nicht tragfĂ€hig, wĂ€ren Verwerfungen an den FinanzmĂ€rkten und EinbrĂŒche an den ImmobilienmĂ€rkten mehr als wahrscheinlich. Weitere Trends manifestieren sich in der fortschreitenden Digitalisierung und im demografischen Wandel.

Die InnovationsfĂ€higkeit der Immobilienjournalisten bereitet mir wenig Sorge. Wer diesen Beruf wĂ€hlt, ist meist gut ausgebildet, offen fĂŒr Neues, kreativ und fĂ€hig, ĂŒber den Tellerrand zu blicken – beste Voraussetzungen also, um kĂŒnftigen Anforderungen mit innovativen Konzepten zu begegnen.

Gewerbe-Quadrat: Frau Bobka, wir danken Ihnen fĂŒr das GesprĂ€ch und wĂŒnschen weiterhin viel Erfolg.


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