Die Immobilienbranche lebt von ihrer einzigartigen Vielfalt! (Das wird keine Dauerwerbesendung)
Wir hätten gerne 100 Leute gefragt: Woran denken Sie bei Immobilien?
- Makler
- Immobilienhai
- Gebäude
- Langweilig
So oder so ähnlich fallen vermutlich die Antworten aus.
Zeit das Image der Immobilienbranche zu ändern
Die Idee hinter Gewerbe-Quadrat war von Anfang an die Vielfalt der Immobilienbranche aufzuzeigen. Dabei sollte die Aufmerksamkeit von klassischen Themen, wie den Anlageklassen und dem ach so schönen Cash Flow zu den Themen der Zukunft verlagert werden.
Bitte nicht falsch verstehen: Ohne Moos nix los.
2015 geht bekanntermaßen als das Rekordjahr des deutschen Immobilienmarkts ein, 2016 sind keine Anzeichen für eine Trendwende festzustellen. Die Rallye um Rendite geht ungeachtet von Brennpunkten, wie dem Berliner Immobilienmarkt weiter. Partystimmung?
Irgendwann ist Schluss.
Und dann?
Der Immobilienbranche fehlt der Nachwuchs.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich heutige Absolventen eines immobilienwirtschaftlichen Studiengangs Ihren Arbeitgeber aussuchen können. Wir haben einen Arbeitnehmermarkt.
Daher ist es allerhöchste Eisenbahn, dass sich die Immobilienbranche attraktiver positioniert. Erst in einer Umfrage von immobilienmanager wurde deutlich, dass die Branche für BWL-Absolventen nicht attraktiv ist. Nur 9,1 % erwägen einen Einstieg in die Immobilienbranche. 9,1 %! Vernichtend…
Immobilien sind nun mal nicht sexy. Dabei sind es nicht nur Gebäude, wie Prof. Dr. Tobias Just und Steffen Uttich in ihrem für den Deutschen Finanzbuchpreis 2016 nominierten Buch darstellen.
Wenn man nun bedenkt, dass Millennials bis zum Jahr 2020 die Hälfte aller Jobs besetzen werden, dann sollte diese Entwicklung manchen Unternehmen Kopfschmerzen bereiten. Der Aufschwung ist irgendwann vorbei, und dann? Was ist letztlich das größte Asset eines Unternehmens?
Es existiert kein Musterlösung
Die Branche muss für sich werben. Thomas Flohr von Bernd Heuer & Partner schlägt die Erweiterung des Employer Brandings auf das Real Estate Branchen Branding vor. Das ist definitiv der erste Schritt.
An dieser Stelle gilt es die digitale Initiative des Zentralen Immobilien Ausschusses e. V. (ZIA) hervorzuheben. Es existiert nun ein Branchen Branding unter der tollen Adresse www.gestalte-unsere-zukunft.de
Die Seite gilt es nun über alle möglichen Kanäle zu kommunizieren, um somit Quereinsteiger von der interdiszplinären Vielfalt der Branche zu begeistern. Auf Veranstaltungen, in Hochschulen und auch im privaten Umfeld gilt es, auf Kampagnen dieser Art hinzuweisen.
Auch in der Wohnungswirtschaft existiert eine tolle Initiative: www.immokaufleute.de
Um den Fachkräftebedarf 2020 zu decken, muss sich die Branche inbesondere für Absolventen unterschiedlicher Studiengänge, wie Architektur, Bauwissenschaften, BWL, Geographie, Informatik, Wirtschaftsingenieurwesen und Weitere öffnen sowie attraktiv positionieren.
Also ab jetzt nicht nur die eigenen Veranstaltungen innerhalb der Branche besuchen und sich im Kreis drehen, sondern mal einen Schritt aus dem Kreislauf der Immobilie wagen.
Millennials, Unternehmertum und Innovationen
Warum ist denn die Immobilienwirtschaft für Absolventen so unattraktiv im Vergleich zu Industrie oder Finanzwirtschaft?
Ist es lediglich das Unwissen über die vielfältigen Möglichkeiten innerhalb der Immobilienbranche? Oder hinkt die Branche bezüglich aktueller Entwicklungen dramatisch hinterher und ist deshalb so unattraktiv, da junge Arbeitnehmer neue Werte verkörpern und neue Affinitäten besitzen?
Oder anders gefragt: Warum lesen und hören wir in letzter Zeit so viel von diesen neuen Begriffen, wie FinTech, HealthTech und langsam auch PropTech? Warum explodiert die Anzahl der FinTechs derzeit förmlich (405 Anfang März) ? Geht es bei diesen Start-ups ausschließlich um digitale Technologien?
Nein. Es geht auch um einen Wertewandel in der Gesellschaft. Absolventen und Young Professionals erwarten einen Management-Stil und eine Unternehmenskultur, die sich in vielen Dingen von tradierten Strukturen unterscheiden. Junge Arbeitnehmer lehnen hierarchische Strukturen ab. Sie verachten Stillstand, wünschen sich fortlaufend Rückmeldung für ihre Leistung zu erhalten und erhoffen sich eine abwechslungsreiche berufliche Laufbahn. Ferner verfügen die heutigen Hochschulabsolventen über eine hochqualifizierte und umfangreiche Ausbildung, die insbesondere in der Immobilienwirtschaft in den Jahrzehnten zuvor nicht existierte.
Aus diesen Gründen entdecken Millennials in Deutschland zunehmend das Unternehmertum für sich. Unternehmertum = Innovation. Es geht dabei gar nicht um die Gründung an sich, sondern um das unternehmerische, dynamische Umfeld. Eine offene, faire, transparente Kommunikation sowie eine teamorientierte Unternehmenskultur stellen den Gegensatz zu hierarchischen Führungsstilen und Konservatismus dar. Daher erfreuen sich Start-ups in Deutschland an regem Zulauf.
Auf diese Veränderungen am Arbeitnehmermarkt müssen sich die Unternehmen der Immobilienbranche einstellen. Welche Rolle dabei Innovationen in der Immobilienwirtschaft einnehmen, untersucht derzeit Susanne Hügel in Ihrer Dissertation „Innovation in der Immobilienwirtschaft“ an der EBS. Die Vorstudie finden Sie hier.
Der große Rahmen
All diese Veränderungen sind im großen Rahmen der Industrie 4.0 und der damit verbundenen digitalen Neuerungen eingebettet. In der Immobilienbranche wird ein Wandel von der anlageintensiven zur informationsintensiven Branche stattfinden. Eine entscheidende Rolle nehmen in diesem Zusammenhang digitale Technologien ein. Warum? Das haben wir bereits dargestellt: Digitale Technologien in der Immobilienwirtschaft: Ein Statement
Immobilien sind keineswegs langweilig, die Branche ist es (derzeit) schon.